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Gummigeschosse bei Demos werden zur Routine – Amnesty fordert Regeln

Wenn Gummigeschosse bei Demos zur Routine werden – Amnesty fordert strengere Regeln

14.03.2023, 08:1014.03.2023, 11:28
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Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft Polizeieinheiten in aller Welt vor, immer mehr Gummi- und Plastikgeschosse gegen friedlich Demonstrierende einzusetzen. Das werde zunehmend zur Routine und führe zu mehr Verletzungen und Todesfällen, teilte Amnesty in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht mit dem Titel «My Eye exploded» (deutsch: Mein Auge explodierte) mit.

An anti-riot police officer lets off rubber bullets during a disturbance in which police used tear gas to disperse protesters who were attempting to enter a government building during a demonstration, ...
Ein Polizist in El Salvador verschiesst Gummigeschosse (Archivbild).Bild: AP

«Die Polizeikräfte verstossen routinemässig und ungestraft gegen die Vorschriften», hiess es weiter. Der Einsatz dieser Munition müsse auf Situationen beschränkt bleiben, in denen gewalttätige Personen eine unmittelbare Bedrohung darstellten.

Der Gebrauch dieser Geschosse müsse weltweit streng reguliert werden, forderte Amnesty. Auch Herstellung und Handel müssten global kontrolliert werden.

30 Länder untersucht

Der Bericht basiert auf Untersuchungen in mehr als 30 Ländern in den vergangenen fünf Jahren. Er dokumentiert laut Amnesty International, wie Tausende Demonstranten und Umstehende durch den «oft unverhältnismässigen Einsatz» von Gummi-, Plastikgeschossen und Tränengasgranaten verstümmelt und Dutzende getötet wurden.

Die Zahl der Augenverletzungen bis hin zum Sehverlust, Knochen- und Schädelfrakturen, Gehirn- und Organverletzungen sowie psychische Traumata hätten in alarmierender Weise zugenommen.

The Associated Press Photographer Majdi Mohammed shows a bruise after he was hit with a rubber bullet while covering clashes between Israeli forces and Palestinians in the town of al Ram, West Bank, S ...
Pressefotograf Majdi Mohammed zeigt 2016 seine Wunde, nachdem er bei Protesten im Westjordanland von einem Gummigeschoss getroffen wurde.Bild: AP NY

«Meine Nase ist gewandert»

Auch in den USA sei der Einsatz von Gummigeschossen zur Unterdrückung friedlicher Proteste zunehmend üblich geworden, hiess es weiter. Ein Demonstrant, der Ende Mai 2020 in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota im Gesicht getroffen worden sei, habe der Organisation berichtet: «Mein Auge ist durch den Aufprall des Gummigeschosses explodiert und meine Nase ist von der Stelle, an der sie sein sollte, unter das andere Auge gewandert.»

Amnesty International habe auch Fälle dokumentiert, in denen Tränengasgranaten direkt auf Personen oder Menschenmengen in Ländern wie unter anderem Chile, Kolumbien, Ecuador, Frankreich, dem Iran, dem Irak, Tunesien und Venezuela abgefeuert worden seien. (sda/dpa)

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
14.03.2023 09:52registriert März 2021
Wenn die Demonstranten immer gewalttätiger werden, muss die Polizei immer härter reagieren.

Eine klassische Gewaltspirale.
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Chilli-Willi
14.03.2023 09:32registriert Dezember 2022
Ein Demoverbot bleibt ein Demoverbot!
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